Eine der schmerzhaftesten Erfahrungen die ich je machen musste. Es geht mir nicht darum jemanden vorzuschreiben wie er sich verhalten muss, sondern einfach zu berichten wie ich mich gefühlt habe und wie mein Mann und ich damit umgegangen sind unser Baby zu verlieren.
Der erste positive Schwangerschaftstest machte uns sehr glücklich. Wir hatten uns ein Baby gewünscht und jetzt war es endlich so weit. Die zwei Striche auf dem Test zeigten uns an: Unser Wunschkind ist da! Als ich den ersten Ultraschall machte, waren wir in der sechsten Woche. Unser Baby konnte man noch nicht sehen aber meine Frauenärztin sagte das sei völlig normal da es noch so früh war. Eine Woche später bekam ich am Wochenende ganz leichte Blutungen. Sofort fuhren wir in das nahegelegene Krankenhaus. Die Hebammen und Ärzte waren sehr nett und verständnisvoll. Nach einem Ultraschall sagte man mir wieder es sei zu früh, um etwas zu sehen, aber Blutungen am Anfang kämen schon mal vor. Das beruhigte mich etwas.
In der achten Woche bekam ich wieder Blutungen und rief direkt meine Frauenärztin an. Sie nahm mir Blut ab und machte einen Ultraschall, um mir dann mitzuteilen, das unser Baby abgegangen war. Weil mein HCG Wert nur langsam sank, musste ich kurz darauf ins Krankenhaus.
Seit der Nachricht das unser Baby nicht mehr da war, lag ich nur noch im Bett und weinte. Ich hatte doch schon die Veränderungen an meinem Körper gemerkt und angefangen mit unserem Kind zu reden. Der erste Body lag schon zu Hause. Jedes Mal, wenn ich den Body sah, weinte ich noch mehr.
Weil der HCG Wert darauf hindeutete das mein totes Baby noch in mir war, sollte ich ausgeschabt werden. Bis dato hatten wir noch mit niemandem über die Schwangerschaft geredet und selbst uns konnten wir unsere genauen Gefühle in dieser Situation nicht mitteilen. Als der Termin für die Operation anstand, brauchten wir Hilfe, da mein Mann mich an diesem Tag nicht begleiten konnte. Also fuhr ich zu meinen Eltern, um ihnen die Situation zu erklären und zu fragen, ob sie mich an dem Tag begleiten könnten.
Sie wussten nicht wie sie damit umgehen sollten. Meine Mutter nahm mich in den Arm und mein Vater suchte Artikel raus, die mich trösten und mir helfen sollten mit dem Verlust fertig zu werden. Ich weiß er meinte es nur gut und war selbst überfordert, aber in dem Moment tröstete mich das nicht. Später entschuldigte er sich dafür, doch das hätte er gar nicht gemusst. Ich weiß selbst nicht genau wie ich an seiner stelle reagiert hätte.
Der Tag des Eingriffs war da. Meine Mutter und ich gingen vor der Operation noch eine Runde spazieren. Wir setzten uns auf eine Bank und ich konnte das erste Mal offen über meine Gefühle sprechen. Darüber wie traurig ich war und dass meine Welt gefühlt in Schutt und Asche lag. Dass auch wenn mein Kind in den ersten drei Monaten abging, es trotzdem mein Kind war. Dass ich mich schlecht fühlte, weil ich mein Kind nicht beschützen konnte und dass ich merkte wie sehr es auch meinen Mann traf, er aber nicht wusste, was er sagen sollte. Ich hatte das Gefühl dass er, das nur machte, um mich zu schützen. Es tat mir Gut so offen zu sprechen.
Nach der Operation teilten die Ärzte mir mit, dass Sie keinen Embryo finden konnten und ich zur regelmäßigen Blutuntersuchung kommen müsse. Es könnte sein dass der Embryo sich im Eileiter eingenistet hatte.
Die Tortur nahm kein Ende, der Verdacht bestätigte sich. Es folgten Termine im Krankenhaus und Gespräche über Gespräche. Es gab zwei Optionen: entweder eine Operation am Eileiter (welche zu Vernarbungen führen und so eine erneute Schwangerschaft erschweren würde) oder ein Medikament, welches auch Krebspatienten erhalten, um die letzten Zellen des Embryos abzutöten (bei dieser Behandlung hätte ich mindestens ein halbes Jahr nicht schwanger werden dürfen). Es war eine schwere Entscheidung für uns, doch wir hatten Glück im Unglück und der Embryo löste sich von alleine. Meine mich damals behandelnde Ärztin war so froh, dass es doch noch so ausging.
Doch das änderte nichts am Schmerz und an dieser Leere im Herzen. In meinem Job war ich abgelenkt, aber sonst dachte ich nur noch an unser totes Baby. Ja ich habe unser Kind früh verloren, aber ich habe es doch auch schon geliebt und in Gedanken Pläne geschmiedet. Mein Mann wollte mit niemandem darüber reden und ich wollte nicht dass ihn irgendjemand darauf ansprach, also schwiegen wir. Nachts weinte ich leise in mein Kissen.
Mir war bewusst, dass ich alles erst hinter mir lassen könnte, wenn sich unser Kinderwunsch endlich erfüllen würde. Mit der Zeit merkte ich, dass ich mit jemanden über das erlebte sprechen musste, um es zu verarbeiten. Ich suchte mir Menschen, denen ich vertraute und die mir emotional guttaten. Sie fühlten mit mir und gaben mir Trost. Auch mit meinem Mann sprach ich ab und zu über meine Gefühle bezüglich des Verlusts. Ich merkte dass ihm das Thema schwerfiel, aber er hörte mir zu.
Meine Freude bekam ich erst wieder als wir zum zweiten Mal schwanger waren. Ab Dato sorgte ich dafür dass die komplette Schwangerschaft entspannt verlief und ich bewusst auf meinen Körper hörte. Ja auch heute denke ich noch manchmal an die erste Schwangerschaft, aber dann schaue ich mein Kind an und schiebe den Gedanken weg, weil mein großes Wunder mich mit strahlenden Augen ansieht. Ich liebe den Spruch: Das Glück sagt Mama zu mir!