Höre auf dein Bauchgefühl

Leichter gesagt als getan! Man trägt neun Monaten dieses kleine Würmchen unter seinem Herzen und Schwups ist es da, hört man von allen Seiten wie man sich zu verhalten hat und was man tun muss. Grundsätzlich hat es immer gut geklappt sich zu denken: zum einen Ohr rein und zum anderen raus. Doch wenn man diese ganzen Richtlinien zu Hause hört, vom eigenen Mann, klappt das nicht.

Ich nenne mal Beispiele. Großes Thema bei uns ist: Unser Sohn soll in seinem Bett schlafen. Definition eigenes Bett, laut meines Mannes ist = sein Bett, in seinem Kinderzimmer. Wie sehe ich das? Nun ja, ich stille voll. Also habe ich neben meinem Bett einen Stubenwagen. Nachts hole ich meinen Sohn im Halbschlaf raus, wenn er weint und stille ihn. Danach kommt er zurück in seinen Wagen. Doch manchmal bin ich so müde, dass ich beim stillen einschlafe. Also schläft unser kleiner Wurm dann neben mir. Am nächsten Morgen steht mein Mann völlig ausgeruht auf, reckt und streckt sich und wenn er unseren Sohn und mich nebeneinander sieht bekomme ich eine Standpauke, wieso er nicht in seinem Bett liegt.


Liebe Männer, stillende Mütter werden die Nacht so oft geweckt. Ihr nicht! Wir werden ausgesaugt, was uns so viel Kraft kostet und hinzukommt die Müdigkeit. Das alles machen wir damit unser Kind das Beste bekommt: Muttermilch. Könnt ihr da nicht etwas Rücksicht nehmen? Etwas Verständnis würde uns guttun.


Wieso ich ausgerechnet das hier thematisiere? Weil ich mein Kind vor einer halben Stunde zum Einschlafen gebracht habe und es, damit ich mir keinen Vorwurf anhören muss, in seinen Stubenwagen gelegt hab. Schwups war der Kleine wieder wach. Ich hab mich so geärgert. Mir schadet es nicht, wenn unser vier Monate altes Baby neben mir schläft, unserem Kind scheint es auch gutzutun und mein Mann hat eine ganze Matratze für sich, auf der er sich ausbreiten kann. Wieso muss ich also mein Kind unter Stress weglegen, anstatt auf mein Bauchgefühl zu hören?

Anderes Thema ist das Stillen in der Öffentlichkeit. Auch das mögen viele Männer nicht. Sie wollen dass ihr Kind gestillt wird, nur nicht in der Öffentlichkeit. Nicht dass man als Frau indiskret wäre und einfach blank ziehen würde, nein so ist es nicht. Aber egal, das ist ein anderes Thema.

Also was habe ich anfangs getan? Mich auf schäbigen Klos mit meinem Baby zurückgezogen, wo noch der Geruch vom großen Geschäften dominierte. Das ist weder eine gute Umgebung für ein Kind, welches seine Mahlzeit zu sich nimmt, noch angenehm für die stillende Mutter. Eines Tages war ich in einem gehobenen Restaurant und wollte mich zum Stillen wieder in aller Scham aufs Klo verkriechen, da fragten meine Begleiter mich ganz entsetzt was ich vorhabe. Leise nuschelte ich: „Ich gehe stillen.“ Brüskiert sagte man, ich soll am Tisch stillen. Das tat ich auch, ich legte mir ein Tuch über und machte es ganz dezent damit keiner gestört würde. Ich merkte wie sich meine Anspannung löste, mein Kind wurde ruhiger und konnte bequem trinken. Doch das Beste war, weder die Kellner noch die Gäste störte, dass ich öffentlich stillte. Also nahm ich mir vor das auch in Zukunft zu tun.

Also kam Tag X. Mein Mann und ich saßen in einer Ecke in einem Café. Unser Sohn bekam Kohldampf, was deutlich an seinem Schreien zu erkennen war. Ich drehte mich in die Ecke hinein und fing mit einem Tuch über der Schulter als Sichtschutz an zu Stillen. Entspannt schaute ich mein Kind an und dann meinen Mann. Als mich sein entsetzter Blick traf, wurde ich nervös und das übertrug ich sofort auf unser Kind. Er fing an zu weinen und ich wurde hektisch. Schweiß gebadet kippte ich meinen heißen Kaffee runter um schnell nach Hause zu kommen, zum Stillen!

Liebe konservative Väter, ihr meint es sicher nicht böse und wollt nur helfen. Das wissen wir Frauen zu schätzen. Aber ein kleiner Tipp am Rande: lasst eure Frauen mal machen und unterstützt sie einfach nur. Frauen wissen oft instinktiv was für euer Baby und sie gut ist. Das ist uns so mitgegeben worden. Doch unser Umfeld verunsichert uns oft, wodurch wir nicht auf unser Bauchgefühl hören. Deshalb Männer, seid lieber die Stütze für eure Frauen und nicht der Stressfaktor. Dafür werden eure Frauen euch lieben und das erleichtert den Umgang mit eurem Baby.

Solang Baby noch so klein ist und es noch nichts zu erziehen gibt, sind eure Frauen die, die im Gefühl haben, was gut ist. Sie erkennen am Weinen was euer Kind braucht und was nicht. Vielleicht fühlt ihr euch manchmal wie Zuschauer in der zweiten Reihe. Kopf hoch, eure Zeit kommt noch. Wahrscheinlich werdet ihr euch dann nach der Zeit zurücksehnen, wo eure Frauen noch alles gemacht haben. Bis dahin, lobt eure Frauen für das, was sie tun. Nehmt ihr euer Baby ab und zu mal ab, wenn seine Bedürfnisse befriedigt sind und zeigt euren Frauen durch kleine Gesten dass ihr sie schätzt.
Das wird sie darin bestärken auf ihr Bauchgefühl zu hören!

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