Vor fast fünf Jahren war ich diese eine von dreien. Auch wenn seitdem schon viel Zeit vergangen ist, wird man hin und wieder damit konfrontiert. Erst neulich, bei meinem Abschlussgespräch im Krankenhaus – die Ärztin sah sich meine Patientenakte an – sagte sie plötzlich und für mich völlig überraschend zu mir: „Sie waren drei Mal schwanger und haben zwei Kinder zur Welt gebracht.“
Ich war erst mal überrascht und dann wusste nicht so recht ob das eine Frage oder eine Feststellung sein sollte. Also erzählte ich ihr, dass ich 2018 eine Fehlgeburt hatte. Obwohl wir beide Masken wegen Corona anhatten, sah ich Bedauern in ihren Augen. Sie kam mit ihrem Stuhl etwas näher und sagte: „Das tut mir leid. Wissen Sie, das passiert leider so häufig. Eine von drei Frauen verliert ihr Baby und leider wird viel zu selten darüber gesprochen.“
Ja leider. Und deshalb fühlt man sich auch so alleine mit dieser Situation. Der Partner kann die Gefühle nur bedingt verstehen (schon gar wenn es die erste Schwangerschaft ist) und man denkt, dass es keinen Menschen gibt der einen wirklich versteht. Also schweigt man. Auch aus Angst vor unbedachten Kommentaren anderer, aus Angst vor Unverständnis und der Angst verletzt zu werden. Wer versteht denn schon diesen Schmerz, wenn er ihn nicht selbst erlebt hat.
Als ich mit unserem Großen schwanger war, fiel es mir leichter bei Freunden und Bekannten über die Fehlgeburt zu sprechen. Ich war überrascht wie viele in meinem Umfeld die gleiche Erfahrung durchleben mussten! Plötzlich fühlte ich mich verstanden und konnte ohne Hemmungen meinen Schmerz in Worte fassen. Das half mir ungemein! Es nimmt einem zwar nicht den Schmerz im Herzen und die Erinnerung daran, aber es macht das Verarbeiten leichter.
Ich war die eine von Dreien. Heute bin ich mit zwei gesunden Kindern gesegnet, und habe „eins im Sinn“. Ich bin sehr dankbar!